+7

Bayerischer Forderungskatalog


Die Besetzenden der bayerischen Universitäten und Hochschulen haben sich im Bayerischen Bildungsplenum (BBP) zusammengeschlossen, um ihren Forderungen an die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger - insbesondere das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst - Gehör zu verschaffen.

Wir formulieren eine konkrete Utopie einer Erziehung zur Mündigkeit und der Realisierung dieser Vorstellung durch Bildung:

Für eine freie, aufgeklärte Gesellschaft, welche das Ideal vom selbstbestimmten Leben anstrebt, in der jedes Individuum sein vorhandenes Potential bewusst entfalten kann, bedarf es einer uneingeschränkten Bildung. Ein Potential, das sich im Prozess der persönlichen Entfaltung realisiert und zur Mündigkeit des Menschen in einer solidarischen Gesellschaft führt. Bildung ist das Moment, in dem sich die vorhandenen sozialen Ungleichheiten ausgleichen können. Die so verstandene Bildung ist ein unveräußerliches bedingungsloses Menschenrecht.

Die Aufgabe der Wissenschaft liegt deshalb in der verantwortungsvollen Bewahrung, Erweiterung, Förderung, Reflexion und Korrektur der Gesellschaft. Dies bedeutet immer auch Kritik der bestehenden Verhältnisse, eine Verpflichtung zum Widerspruch und Widerstand, um ihre notwendige Unabhängigkeit zu gewährleisten. Die Universität soll daher ein Ort sein, an dem autonome Individuen und Weltbürger in der kritischen Auseinandersetzung mit Wissensbeständen hervorgebracht werden oder genauer gesagt, sich selbst hervorbringen. Das ist nur in einem zweckneutralen, nicht instrumentell ausgerichteten Studium möglich. Die konkreten Vermittlung von beruflich anwendbaren Kompetenzen sollte dem untergeordnet sein. Dies kann nur gewährleistet werden, wenn die zeitliche, finanzielle und ideologische Unabhängigkeit gesellschaftlich sowie staatlich garantiert ist. Als Voraussetzung einer tatsächlichen, sich ihrer selbst bewussten Demokratie ist dieser Anspruch unerlässlich!

Die gravierenden Missstände im Bildungssystem, wie die fortschreitende Ökonomisierung, hohe soziale Selektivität und mangelnde studentische Mitbestimmung haben die Studierenden an vielen Hochschulen gezwungen, nach Jahren des Protests ohne befriedigende Ergebnisse ihrem Unmut durch Besetzungen Ausdruck zu verleihen, da andere Wege zur Verbesserung ihrer Lage durch ein eklatantes Defizit an demokratischer Partizipation an den Hochschulen verwehrt sind. Nur durch diese radikale Aktionsform war es überhaupt möglich, den längst überfälligen umfassenden gesellschaftlichen Dialog über freie Bildung und deren Funktion anzustoßen und stärker in den Fokus einer allgemeinen Öffentlichkeit zu rücken.

In diesem Sinne haben die nachfolgend formulierten Forderungen das Ziel, soziale Gerechtigkeit an den Hochschulen wiederherzustellen, freie Bildung von selbstbestimmten Individuen zu ermöglichen und die längst überfällige Demokratisierung der Hochschulen durchzusetzen.


Diskussionen

Bisher wurden keine Argumente hinzugefügt.

Versionen


  • 1 Wir fordern eine Akkreditierung aller Bachelor- und
    2 Masterstudiengänge ohne finanzielle Belastung der
    3 Hochschulen.
    4
    5 Die Akkreditierung ist von unabhängigen, staatlichen
    6 Gremien zeitnah durchzuführen. Diese sind auf allen Ebenen
    7 (Akkreditierungsrat, -kommissionen und Gutachtergruppen)
    8 mehrheitlich durch Angehörige der Hochschulen zu besetzen,
    9 dabei soll die Beteiligung von Studierenden verpflichtend
    10 festgeschrieben werden.
    11
    12 --> Änderungsvorschlag des Bildungsplenums "U7" Bamberg:
    13 (--> Punkt "Akkreditierung" wurde gestrichen, da eine
    14 Akkreditierung die Eigenständigkeit der Universitäten
    15 erheblich einschränkt.)
    16

  • 1 Wir fordern die Aufnahme aller an Hochschulen Beschäftigten
    2 (inklusive in den Bereichen Technik, Service, Verwaltung
    3 und studentischer Beschäftigter) in den Tarifvertrag des
    4 Öffentlichen Dienstes der Länder (TV-L) und eine
    5 angemessene Bezahlung, die sich an vergleichbaren
    6 Berufsgruppen orientiert. Für alle Daueraufgaben fordern
    7 wir die Einrichtung unbefristeter Funktionsstellen.

  • Die Originalversion hat die meisten Stimmen, daher wird keine Änderung des Beschlusses angestrebt.
  • 1 Wir fordern die Ausfinanzierung der Hochschulen aus
    2 staatlichen Mitteln. Studierende sind dabei nicht zu
    3 belasten. Ausfinanzierung beinhaltet unter anderem eine
    4 Aufstockung der Dozierenden-, Professorinnen- und
    5 Professorenstellen zur Erreichung eines deutlich
    6 verbesserten Betreuungsverhältnisses. Ebenso sind
    7 Mehrausgaben für Lehrmittel, Räume, Finanzierung der
    8 Forschung und eine angemessene Sonderfinanzierung zur
    9 Bewältigung des doppelten Abiturjahrgangs zu gewährleisten.
    10 Die Finanzierung hat sich am Bedarf der jeweiligen Fächer
    11 zu orientieren. Fächervielfalt ist zu erweitern und
    12 keinesfalls zu reduzieren.
    13

  • 1 Wir fordern, dass die Studierenden in allen
    2 Entscheidungsgremien einen Anteil von mindestens 25% der
    3 stimmberechtigten Mitglieder stellen. Stimmrecht in den
    4 Entscheidungsgremien dürfen nur die Angehörigen der
    5 Statusgruppen haben. Das bedeutet die Abschaffung des
    6 Hochschulrates.
    7
    8 --> Änderungsvorschlag des Bildungsplenums "U7" Bamberg:
    9 Wir fordern, dass die Angehörigen der Statusgruppen in
    10 allen Entscheidungsgremien paritätisch vertreten sind.
    11 Stimmrecht in den Entscheidungsgremien dürfen nur die
    12 Angehörigen der Statusgruppen haben. Die externen
    13 Mitglieder im Hochschulrat haben nur beratende Funktion.
    14

  • 1 Wir fordern die Abschaffung der Koppelung von
    2 Drittmittelakquise Drittmittelerwerb und staatlicher
    3 Förderung, wie sie momentan durch Aufnahme der
    4 Drittmitteleinwerbung in den Zielvereinbarungen von
    5 Hochschulen existiert. Wir fordern eine kompensatorische
    6 staatliche Finanzierung, sodass Forschungsvorhaben mit
    7 schlechten Aussichten auf Drittmitteleinwerbung nicht
    8 benachteiligt werden.
    9

  • Mehrere Versionen haben die gleiche Unterstützung, daher wird aktuell keine eingebunden.
  • Mehrere Versionen haben die gleiche Unterstützung, daher wird aktuell keine eingebunden.
  • 1 Wir fordern die Abschaffung des Einflusses der Kirche auf
    2 Personalentscheidungen in nichttheologischen Lehrstühlen.
    3 Hierzu muss Art.3 §5 des Konkordats mit Bayern ersatzlos
    4 gestrichen werden. Die hiervon betroffenen Lehrstühle sind
    5 zu erhalten.
    6

  • Die Originalversion hat die meisten Stimmen, daher wird keine Änderung des Beschlusses angestrebt.
  • 1 Wir fordern die Abschaffung von Pflichtveranstaltungen (hin
    2 zu einer Empfehlung des Studieninhaltes).
    3 Einführungsveranstaltungen sind hiervon auszunehmen, da sie
    4 die Grundlagen eines Studienfaches vermitteln. Der
    5 Anwesenheitszwang in Lehrveranstaltungen ist ebenfalls
    6 abzuschaffen, um so der Möglichkeit eines selbstbestimmten
    7 Studiums Rechnung zu tragen. Außerdem fordern wir freie
    8 Wahl und Zusammenstellung von Zusatzkursen und -fächern
    9 durch eine Umstellung von Pflicht- zu Wahlveranstaltungen
    10 und eine Erweiterung der Kombinationsmöglichkeiten.
    11 --> Änderungsvorschlag des Bildungsplenums "U7" Bamberg:
    12 (--> Satz 2 wurde gestrichen, da der Inhalt von
    13 Einführungsveranstaltungen auch autodidaktisch lernbar ist.)
    14

  • 1 Wir fordern, dass den Studentenwerken ausreichend
    2 finanzielle Mittel zur Bewältigung der sozialen und
    3 kulturellen Aufgaben zur Verfügung gestellt werden.
    4 Gleichzeitig sollen die Studentenwerke dazu verpflichtet
    5 werden, ihre Finanzen vollständig offen zu legen.
    6

  • Die Originalversion hat die meisten Stimmen, daher wird keine Änderung des Beschlusses angestrebt.
  • 1
    2 Wir fordern die Abschaffung der Fristen zur
    3 Prüfungsanmeldung, da diese die maximale Studiendauer
    4 begrenzen. Wir fordern den Rechtsanspruch für jede
    5 Bachelorabsolventin und jeden Bachelorabsolventen, ein
    6 Masterstudium aufnehmen zu können. Hierzu ist ein massiver
    7 Ausbau der Kapazitäten für Masterstudiengänge durchzuführen.
    8
    9 --> Änderungsvorschlag des Bildungsplenums "U7" Bamberg:
    10 Wir fordern die Abschaffung der Fristen zur
    11 Prüfungsanmeldung, da diese die maximale Studiendauer
    12 begrenzen. Wir fordern den Rechtsanspruch für jede
    13 Bachelorabsolventin und jeden Bachelorabsolventen, ein
    14 Masterstudium aufnehmen zu können. Die Maximalstudienzeit
    15 von insgesamt 10 Semestern für Bachelor- und Masterstudium
    16 ist aufzubrechen und auszuweiten. (--> Satz 3 wurde
    17 gestrichen, da dieser eine logische Folge aus Satz 2 ist.)
    18

  • Mehrere Versionen haben die gleiche Unterstützung, daher wird aktuell keine eingebunden.
  • 1 Wir fordern die Einführung einer verfassten
    2 Studierendenschaft als rechtsfähige Teilkörperschaft der
    3 Hochschule. Alle Studierenden einer Hochschule sind
    4 Mitglieder. Sie muss dabei die Form einer
    5 Zwangskörperschaft mit Rechtspersönlichkeit,
    6 hochschulpolitischem allgemeinpolitischem Mandat, Finanz-,
    7 Beitrags- und Satzungshoheit haben. Insbesondere darf der
    8 Gesetzgeber die Satzungsautonomie nicht durch gesetzliche
    9 Vorgaben, z. B. bezüglich bestimmter Organe und Verfahren,
    10 einschränken. Wir fordern, dass die Satzung für ihre
    11 Wirksamkeit nur der hochschulinternen Veröffentlichung
    12 bedarf. Dieser Punkt wurde nicht diskutiert. Ministerium
    13 und Hochschule dürfen keine Rechtsaufsicht über die
    14 Studierendenschaft haben.
    15 Anmerkungen: Mit den genannten Änderungen wollen wir die
    16 Formulierungen des AStA München übernehmen, bitte ergänzen!
    17 Wir fordern eine Teilkörperschaft, da die Vorteile
    18 überwiegen: Die Hochschule muss z.B. Räume zur Verfügung
    19 stellen und haftet. Außerdem wollen wir uns als Teil der
    20 Hochschule sehen. Eine Vollkörperschaft bringt kaum weitere
    21 Vorteile.
    22 Beitragshoheit: Einzelne Studierendenschaften entscheiden
    23 selber ob und in welcher Höhe sie Beiträge erheben.
    24 Eine Rechtsaufsicht ist unerlässlich. Sie beinhaltet keine
    25 Bewertung der Zweckmäßigkeit des Handelns sondern erstreckt
    26 sich nur auf die Einhaltung von Recht und Gesetz.
    27

  • 1 Numerus Clausus
    2
    3 Wir fordern die Ersetzung des Numerus Clausus (NC) durch
    4 geeignetere Auswahlverfahren. Hierbei dürfen keine
    5 finanziellen Belastungen für Studienbewerberinnen und
    6 Studienbewerber auftreten.
    7
    8 Vorschlag der Kleingruppe im anderen Dokument. Punkt in
    9 Erlangen besprochen und von allen Anwesenden des
    10 Vernetzungstreffens in Erlangen (20.03.2010) angenommen.
    11

  1. Sie können einen Vorschlag unterstützen oder ablehnen.

  2. Und ihn in Ihre Beobachtungsliste aufnehmen.

  3. Informationen über den Vorschlag einsehen...

  4. ...Schlagworte für diesen Vorschlag hinzufügen...

  5. ...oder den Vorschlag mit anderen per Facebook, Google+ oder Twitter teilen.

  6. Kommentare können Sie nicht nur bewerten...

  7. ...sondern auch dazu verfasste Antworten einsehen...

  8. ...selbst eine Antwort zu einem Argument schreiben...

  9. ... und neue Argumente einbringen.

  10. Oder aktiv den Vorschlag mitgestalten und Alternativen einbringen.